Snapseed for Mac: Einfache, schnelle Bildbearbeitung von Nik Software

ar, den 20. Januar 2012
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Seit dem Sommer letzten Jahres gibt es von Nik Software die mobile Anwendung Snapseed sowohl für das iPad als auch für das iPhone. Nun hat sich der Hersteller bekannter Photoshop-Plugins, wie Color Efex Pro oder HDR Efex Pro dazu entschlossen, Snapseed auch als Desktop-Software auf den Markt zu bringen.

Anders als die von Nik Software gewohnten Programme läuft Snapseed nicht als Plugin für Photoshop und Andere, sondern als eigenständiges Programm. Dies ist auch sinnvoll, soll Snapseed doch das schnelle Zwischendurch-Werkzeug sein und Photoshop bestenfalls ergänzen und nicht aufmotzen. Ganz wie auf dem iPad verzichtet Snapseed auf dem Mac auf diverse Menüs, komplizierte Einstellungen und Ähnliches. Es gibt genau ein Fenster, dessen größten Teil die Bildanzeige einnimmt. Am linken Fensterrand öffnet man dann die verschiedenen Regler. Wer Snapseed vom iPad/iPhone kennt, findet sich in gewohnter Umgebung wieder – lediglich ein neuer Effekt ist dazugekommen.

Konzept

Wie bei den iOS-Apps ist das Prinzip hier: einfach drauf los arbeiten. Es existiert zwar ein Öffnen-Dialog, aber die große, freie Fläche fordert bereits zum „Hineinwerfen“ von Bildmaterial auf. Man zieht ein Bild aus dem Finder, Adobe Bridge, iPhoto, iView oder einem anderen Programm in Snapseed und schon steht es zum Bearbeiten bereit. Auch für den Export sind die Optionen auf das Nötigste eingeschränkt: entweder man übergibt das fertige Bild direkt an iPhoto oder man exportiert es im JPG-Format (ohne weitere Einstelloptionen). Beim Import ist Snapseed nicht so einsilbig. Neben JPG versteht das Programm auch TIF oder Photoshop und sogar einige RAW-Formate, die wir auf der Festplatte hatten, wurden problemlos eingelesen. Die Bildbearbeitung selber teilt sich in zwei Bereiche auf, die Basiseinstellungen und die kreativen Werkzeuge. Übrigens sind sämtliche Werkzeuge und Regler so gestaltet, dass man nicht all zu viel verkehrt machen kann. Nicht nur wegen der Funktion zum rückgängig machen aller Arbeitsschritte, sondern auch weil alle Regler begrenzt sind. Selbst wenn die Werte bis ins Extrem gezogen werden, werden die Fotos nicht vollständig „verhunzt“, sondern bleiben in der Regel noch ansehnlich.

Die Basis

Snapseed kennt drei Basiswerkzeuge, wobei das einfachste Crop & Straighten, also Beschneiden und gerade Ausrichten ist. Für den Beschnitt gibt es eine Reihe Standard-Seitenverhältnisse (Original, 4:3, 16:9, 2:3), die mit einem Gitter nach der Drittelregel sinnvoll dargestellt wird. Mit der Maus kann man nun noch eine Linie ziehen, anhand derer das Bild ausgerichtet wird. Ungewohnt, aber sehr praktisch: Freistellen & Ausrichten lassen sich gleichzeitig nutzen. Jede Änderung wird mittels „Apply“ bestätigt und zwar beim Verlassen des jeweiligen Tools. Tune Image bietet dagegen einige Werkzeuge zur Helligkeits- und Farbanpassung. Eine Automatikfunktion versucht mit einem Mausklick das beste aus dem Bild heraus zu holen, daneben gibt es ein paar Voreinstellungen. Helligkeit, Kontrast und Sättigung sind üblich und vorhanden, seltener bei einfachen Werkzeugen zu finden ist schon der Schatten-Regler zum aufhellen dunkler Stellen und der Temperatur- und Umgebungsregler. In diesem Bereich kommt auch Nik Softwares U-Point-Technologie zum Einsatz. Mit dieser erzeugen Sie einen Kontrollpunkt im Bild, passen den Wirkungskreis an und ändern für diesen ausgewählten Bereich Helligkeit, Kontrast und Sättigung. Wobei die Auswahl, wie bei Nik gewohnt, nicht einfach den Kreisumfang ausmacht, sondern darin die Farbwerte des Auswahlpunktes mit in die Berechnung einbezieht, so werden komplizierte Masken vermieden, die auch dem Ziel des Werkzeuges widersprechen würden. Als drittes Basis-Werkzeug gibt es noch einen separaten Regler für die Schärfe und die Struktur, sprich den lokalen Kontrast. Hier verzichtet die Software leider auf die U-Point-Technologie.

Kreative Anpassungen

Den zweiten Teil der Werkzeuge nennt Nik Software „Kreative Anpassungen“, wir würden es wohl eher Effekte nennen. Auf jeden Fall findet man hier die Werkzeuge, um aus einem gewöhnlichen Bild schnell effektvolle Werke zu machen. Mit dem Black & White-Effekt erzeugen Sie die beliebten Bilder und fügen bei Bedarf noch Filmkorn hinzu. Einige Presets erleichtern den Anfang und Farbfilter optimieren den Effekt. Der Center Focus-Effekt soll das Augenmerk des Betrachters auf einen bestimmten Bereich des Bildes legen. Dazu nutzt Snapseed einen Weichzeichner und eine Vignetten-Funktion. Einige Presets bieten gute Voreinstellungen, die als Ausgangsbasis dienen. Der Drama-Effekt bietet unserer Meinung nach nicht wirklich Großes. Einige Bilder mögen vielleicht daraus eine Gewinn erzielen, aber wir haben kaum nichts gefunden, was wir verbessern konnten. Mit den Reglern Helligkeit und Sättigung verändern Sie die Anmutung des Bilder und der Stärke-Regler ermöglicht noch einmal die Anpassung des Gesamtergebnis. Der Frame-Filter erzeugt schnell und komfortabel einfache Rahmen um die Fotos. Diese haben zumeist einen weißen äußeren Bereich und einen etwas schmaleren schwarzen Innenbereich. Die Größe des Äußeren und die Ausdehnung des inneren Bereiches lässt sich anpassen, außerdem die Unregelmäßigkeit des Randes mit dem Regler mit der etwas ungünstigen Bezeichnung „Grunge“ (gleichlautend wie nachfolgender Filter). Mit dem nächsten Filter „Grunge“ erzeugen Sie Fotos im aktuell beliebten leicht verschrobenen Look. Dieser Look basiert auf darüber gelegten Texturen, Unschärfen und Farbverfälschungen. Es gibt sechs Voreinstellungen , die man anpasst. Man wählt zwischen fünf Texturen und deren Stärke, passt Helligkeit und Sättigung an und regelt den Kontrast. Mit dem Style-Regler wechselt man durch eine Reihe unterschiedlicher Themen. Der nächste Filter „Vintage“ ist nicht ganz unähnlich dem Vorherigen. Auch hier spielen Texturen eine Rolle, zudem gibt es „Styles“ mit unterschiedlichen Farbverläufen. Zusätzlich lässt sich eine Vignette einblenden. Regler für Textur, Sättigung, Helligkeit und Effektstärke stehen auch hier wieder bereit.

Neuzugang

Der letzte Filter im Bunde war zu Beginn in der iOS-Version der Software nicht zu finden, es handelt sich dabei um einen Tilt-Shift-Filter, der steht nach den letzten Updates auch dort zur Verfügung. Dieser Effekt wird ja gerne bei Straßenszenen eingesetzt, um die Anmutung einer Spielzeugeisenbahn zu erreichen. Wenn man den Effekt dezent einsetzt, also mit wenig Unschärfe, kann man aber auch sehr gut Stellen im Bild betonen. Der Effekt lässt sich entweder linear oder kreisförmig anwenden. Die Größe des Schärfebereiches lässt sich anpassen und für den Übergang steht danben ein Regler bereit. Zusätzlich passt man Unschärfe, Helligkeit, Kontrast und Sättigung an. Der Filter ist sehr einfach gestaltet, bietet aber gute Ergebnisse und damit mehr, als manch Werkzeug, dass nur diesem einen Zweck dient.

Fazit

Snapseed soll die üblichen Bildbearbeitungswerkzeuge nicht ersetzen, obwohl dies für einfache Anpassungen durchaus möglich ist. Es handelt sich um ein einfaches Programm, das durch seine intuitive Bedienung, interessante Effekte und einfache Arbeitsweise überzeugen kann. Für Freunde von Tilt-Shift-Bildern lohnt sich der Kauf schon alleine wegen des integrierten Werkzeugs. Aber Snapseed ist bei weitem keine Spielerei, gerade die Basis-Werkzeuge sind sehr gut geeignet, das schnelle Zwischendurch-Werkzeug zu werden. Die Filtersammlung in den kreativen Anpassungen sind da einfach als kleiner Auszug aus dem Nik Software-Filterprogramm zu sehen. 16 Euro scheinen da ein durchaus angemessener Preis zu sein.


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